Was soll das sein...dieses Loslassen?
- Tanja
- 17. Jan. 2017
- 3 Min. Lesezeit

Meine Güte! Wie oft habe ich das bloß gehört, gelesen, gesagt oder gedacht: „LASS LOS.“ Lass deine Vergangenheit los, lass deine Wünsche los, lass deine Probleme los, lass Menschen los, lass schlechte Gewohnheiten los ... lass einfach los. Einfach. - Was ist schon einfach, nicht wahr?
Ich für mich habe nicht nur durch meine Arbeit, sondern generell durch Erfahrungen im eigenen Leben und mit anderen Menschen, herausgefunden, dass dieses Festklammern an etwas oder jemanden in der Regel nur ein Symptom ist.
Und wenn ich in der Arbeit mit meinen Klienten genauer hinschaue, dann ist immer zu erkennen, dass unter dem Problem, das nicht losgelassen werden kann oder will, ein ganz anderes liegt. Eines, das etwas mit uns selbst zu tun hat. Eine Angst meistens. Und uns dieser zu stellen, wäre sehr schmerzhaft, anstrengend, und was noch wichtiger ist: es würde höchstwahrscheinlich erst einmal unser komplettes Leben umkrempeln und alles mögliche hinterfragen. Bye bye, meine geliebte Komfortzone. Das ist also ein Prozess, den man mit der nötigen Geduld und auch liebevoll angehen sollte.
Ich habe die zwei Menschen, die mir im Leben am allernächsten standen, beide durch Suizid verloren. Eine Situation, die ich schwer akzeptieren konnte. Ich fühlte mich ausgeliefert, machtlos, klein, hilflos, und es war endgültig, nicht verhandelbar, nicht umzukehren. Vielleicht ist mir meine Arbeit auch deshalb so wichtig geworden. Weil ich so ganz nah erlebt habe, was Hoffnungslosigkeit und verloren gegangenes Zutrauen in sich und die Welt für Folgen haben kann. Und auch das Festhalten an Geschichten, Menschen und Situationen, die uns Schmerz zufügen ... Vielleicht kann ich mich genau durch solche Erfahrungen auch besonders gut in andere einfühlen, weil ich selbst schon einiges im Leben einstecken durfte, wofür ich echt so gar keine Taschen hatte. Weil ich weiß, wie sich Trauer und Depression anfühlen, und weil ich es WIRKLICH nachfühlen kann, wenn jemand etwas verändern möchte, aber ihm schlicht die Kraft oder der Anfangsfaden dazu fehlt. Weil aus all dem, was ich selbst erlebt habe, eine riesengroße Demut gegenüber anderen Leben und Geschichten entstanden ist.
Der Punkt ist: Loslassen ist eine Königsdisziplin und erfordert vor allen Dingen eines: ÜBUNG. Danach kommen dann wohl Mut und der Wille dazu, und oft braucht es eben auch Gemeinschaft. Was du alleine nicht schaffst, das schaffen wir ganz sicher zusammen.
Loslassen bedeutet nicht, dass etwas oder jemand dir egal wird. Es bedeutet auch nicht, dass du aufgibst. Es bedeutet so viel wie: Ich habe wirklich alles getan, was ich konnte, und ich akzeptiere es nun wie es ist, um meinen Geist frei zu haben für die Dinge, die ich noch ändern und bewegen kann.
Sich das zu sagen, bringt dir natürlich nicht auf Anhieb die dazu passende innere Haltung. Ich glaube, es braucht Zeit, und es braucht auch ein Verständnis dessen, dass das eigentliche Problem oder die eigentliche Herausforderung darin liegt, zu erforschen was hinter der Sache steht.
Stell dir deinen Geist wie einen Computer vor: Hältst du permanent irgendwelche Prozesse im Hintergrund am Laufen, die deine Kapazitäten verringern, so bleibt dir einfach nicht genügend für die vordergründigen Prozesse, die dein jetziges Leben auch noch ausmachen. Und deine selektive Wahrnehmung lässt dich evtl. Chancen und schöne neue Dinge in deinem Leben gar nicht wirklich sehen.
Diese nimmst du dann erst wieder wahr, wenn sie mit den laufenden Prozessen auf einer Frequenz sind (verloren, vergangen, schwierig, vorbei - wie auch immer).
Wovor hast du wirklich, wirklich Angst?
Wer wärst du ohne das Festhalten an deinem Problem?
Glaubst du nicht auch, dass es viele Wege gibt, um an ein Ziel zu gelangen?
Warum sollte das mit Lösungen anders sein? - Vielleicht gibt es viele Lösungen, und nicht DIE EINE Richtige. Was wäre, wenn du Dinge, die du nicht ändern kannst, akzeptieren könntest?
Kann dir jemand dabei helfen? Hast du das denn wirklich, wirklich schon versucht?
Wir sind alle Verlierer.
Jeder hat schon etwas ihm Wichtiges oder jemanden verloren, und jedes Mal fühlt es sich so an, als würde ein Teil von uns mitgehen.
Wir sind alle Gewinner.
Jedes Mal lernen wir etwas dazu und lernen uns besser kennen. Jedes Mal erhalten wir die Chance darauf, herauszufinden, was wir wirklich glauben - Über uns! Über das Leben. Und wie viel Kraft wir tatsächlich haben. Jedes Mal wachsen wir ein Stück über uns hinaus, und das, was sich in uns wie verloren anfühlt, hat sich ganz schlicht nur gewandelt.
Wenn du mehr Impulse zu diesem Thema brauchst oder magst, schreib mir eine Mail.
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